AMD Ryzen 7 1800X im Test (2024)

Test

Mit dem neusten Acht-Kern-Prozessor der Zen-Architektur für nur 559 Euro lehrt AMD dem ewigen Konkurrenten Intel das Fürchten und definiert einen neuen Standard in Sachen Preis-Leistung. Was die CPU in der Praxis leistet, erfahren Sie in unserem Test.

Von Friedrich Stiemer

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Image: AMD

Der Hype um AMDs neue Ryzen-Prozessoren, insbesondere in Bezug auf das Top-Modell Ryzen 7 1800X, ist groß: Bereits vor Verkaufsstart führten Ryzen-CPUs Verkaufslisten, ohne dass überhaupt Tests online waren. Zahlreiche Leaks sprachen zudem von einer Menge Leistung, die AMD wieder zu Intel aufschließen lässt. Doch nach unserem Test können wir sagen: Ja, das Brimborium um Ryzen war größtenteils gerechtfertigt.

TEST-FAZIT: AMD Ryzen 7 1800X

Herzlich willkommen zurück, AMD! Mit dem Top-Modell Ryzen 7 1800X ist dem Chip-Hersteller eine gute Alternative zu Intels Prozessoren gelungen – insbesondere im Hinblick auf den Preis, der letztendlich ausschlaggebend für die meisten Käufer sein wird. Denn 559 Euro für einen leistungsfähigen Acht-Kern-Prozessor, der weder zu viel Strom verbraucht, noch zu heiß läuft, ist vor allem in Sachen Preis-Leistung aktuell unschlagbar und verdient damit zurecht unseren Award “Attraktiver Preis” .

Bewusst sprechen wir hier von einer nahezu gleichwertigen Alternative, und nicht von einem Sieg. Denn in Bezug auf die Spieleleistung erreicht der 1800X eher durchwachsene Ergebnisse, allerdings ohne dramatische Negativ-Ausreißer. Der günstigere i7-7700K legt nämlich ordentlich vor und kostet weit unter 400 Euro. Das liegt vor allem daran, dass in Spielen eher ein hoher Takt, als mehrere Kerne über eine hohe Bildrate entscheidet. Für Gamer ist der 1800X zwar gut, aber (bisher) nicht besser.

Geht es allerdings um Anwendungen, die auf Multi-Core-CPUs optimiert sind, dann nimmt Ryzen richtig Fahrt auf. Es ist aber davon auszugehen, das künftige Bios-, Treiber- und Anwendungs-Updates noch deutlich mehr Leistung aus den Ryzen-Prozessoren kitzeln können – denn schließlich handelt es sich um eine brandneue Plattform. Das betrifft insbesondere auch Spiele, die wohl bald deutlich effektiver von Mehr-Kern-Prozessoren profitieren dürften. Sehen Sie es also eher als Investition in die Zukunft, wenn Sie sich für eine Ryzen-CPU entscheiden.

+ aktuell unschlagbare Preis-Leistung

+ hohe Multi-Core-Leistung

+ niedrige Betriebstemperaturen

– durchwachsene Leistung in Spielen

– Hard- und Software größtenteils nicht auf Ryzen optimiert

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Hinweis: Die technischen Daten und Testergebnisse haben wir am Ende dieses Artikels in übersichtlichen Tabellen abgebildet.

Technische Daten im Überblick des AMD Ryzen 7 1800X im Überblick

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Beim AMD Ryzen 7 1800X handelt es sich um das Top-Modell der neuen Zen-Mikroarchitektur für Prozessoren. Er arbeitet mit acht Rechenkernen, kann aber dank der SMT-Technik ganze 16 Aufgaben parallel abarbeiten. SMT steht für „Simultaneous Multithreading“ und ist quasi das Pendant zu Intels bewährtem Hyperthreading.

Bei den Rechenkernen selbst gibt es eine weitere Besonderheit: Während sich bei den Vorgänger-Modellen immer zwei Kerne gewisse Ressourcen untereinander teilen mussten, handelt es sich bei den Ryzen-Kernen um komplette Einheiten, vier davon bilden einen Komplex. Ergo verbaut AMD zwei dieser Vier-Kern-Komplexe auf dem Ryzen 7 1800X. Neuerungen gibt es natürlich auch beim Fertigungsprozess, der nun auf 14 Nanometer (FinFET) geschrumpft ist und somit bereits eine gewisse Energieeffizienz verspricht.

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Hinzu kommt eine vollautomatische Übertaktungstechnik namens „Extended Frequency Range“ (XFR), zu erkennen am “X” in der Produktbezeichnung. Diese Technik kann je nach thermischen Gegebenheiten, vorhandenen Energiereserven und Kernauslastung die CPU-Taktfrequenzen noch über den angegebenen Boost-Wert anheben. XFR ist Teil der Technik “SenseMI”, die für eine optimale Stromversorgung entsprechend der aktuellen Auslastung soll.

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Der Grund-Takt beträgt 3,6 GHz, im Boost sind es dann schon vier Gigahertz. Die Verlustleistung (TDP) des Ryzen 7 1800X beläuft sich auf lediglich 95 Watt. Aufgrund der neuen Architektur ist auch ein neuer CPU-Sockel auf dem Mainboard nötig, der auf die Bezeichnung AM4 hört.

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Selbstverständlich kommen auch neue Mainboard-Chipsätze zum Einsatz. Im Vergleich zu den neuen Prozessoren sind diese aber vergleichsweise leicht bestückt: Nach dem SoC-Prinzip (System on a Chip) verfügen die Ryzen-CPUs bereits über viele Features, die der entsprechende Chipsatz dann einfach adaptiert. So bietet Ryzen insgesamt 24 PCI-Express-Lanes, wovon 16 für die Grafikkarte bestimmt sind. Beim Einsatz von zwei Grafikkarten schrumpft die Anbindung also auf zweimal x8. Die restlichen Lanes sind beispielsweise für M.2-SSDs, die via NVMe kommunizieren, oder andere Geräte reserviert.

Mehr Infos zur Zen-Architektur

Bei diesem Artikel handelt es sich um den reinen Test der neuen AMD-CPU. Welche radikalen Neuerungen und Optimierungen die Zen-Architektur mitbringt, erfahren Sie in unseren beiden Beiträgen „Alle Infos zu AMD Ryzen: Start, Preise, CPU-Modelle, Mainboards, Technik“ sowie „AMD Ryzen Mainboard-Check: Preise, Chipsätze, wichtige Infos“.

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Wie ein Phönix aus der Asche: AMD will mit Zen zu neuen Höhenflügen ansetzen

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AMD Ryzen 7 1800X im Test (8)

Zen für Desktop, Server und Notebooks

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AMD Ryzen 7 1800X im Test (9)

Die Schwerpunkte, die AMD bei der Zen-Architektur gesetzt hat

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Der steinige Weg zu Xen

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AMD Ryzen 7 1800X im Test (11)

Die SenseMI-Technik fusst auf fünf Kernbereichen

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Pure Power

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Precision Boost

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Extended Frequency Range

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Neural Net Prediction

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Smart Prefetch

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Ryzen

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AM4-Plattform

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Zen

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So haben wir getestet

Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit bei den CPU-Messergebnissen zu erreichen, setzen wir eigentlich weitestgehend auf die gleiche Hardware-Ausstattung. Doch mangels eines passenden Adapters für unsere Kompakt-Wasserkühlung mussten wir auf einen Luftkühler ausweichen. Natürlich kommt auch ein anderes Mainboard zum Einsatz. Beim RAM, der SSD und der Grafikkarte bleibt alles beim Alten.

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©Friedrich Stiemer

Folgende Änderungen ergeben sich zum Standard-CPU-Testsystem: Für unsere Tests hat uns AMD für die CPU-Kühlung einen Noctua NH-U12S SE-AM4 zur Verfügung gestellt, bei dem es sich um eine Edition für die Presse handelt. Denn dieser Kühler arbeitet, anders als die reguläre Version, mit einem 120 Millimeter großen, PWM-gesteuerten Lüfter des Typs NF-F12 industrialPPC-2000, den der Hersteller eigentlich für Industrieanwendungen konzipiert hat. Er dreht mit maximal 2000 Umdrehungen pro Minute und baut einen hohen statischen Druck auf. Beim Mainboard setzen wir auf das Gigabyte Aorus AX370-Gaming 5, das mit dem High-End-Chipsatz X370 ausgestattet ist. Welche Hardware wir noch einsetzen und welche Testmethoden wir verwendet haben, entnehmen Sie bitte unserem Artikel „Wie PC-WELT Desktop-Prozessoren testet“.

Wichtiger Hinweis zum Testaufbau

Der eigentliche Konkurrent für den AMD Ryzen 7 1800X ist der Intel Core i7-6900K, der zum happigen Straßenpreis von 1105 Euro zu haben ist: Auch er verfügt nämlich über acht Kerne und bewältigt dank Hyperthreading ebenfalls 16 Threads. Doch mangels eines Testexemplars konnten wir leider keinen Vergleich vornehmen. Deshalb haben wir zur reinen Übersicht den Intel Core i7-7700K und den i7-6700K in die Diagramme aufgenommen, um die Leistungseinordnung zumindest etwas zu erleichtern.

Technische Daten im Vergleich

AMD Ryzen 7 1800X

Intel Core i7-6900K

AMD FX-8370

Intel Core i7-7700K

Codename

Summit Ridge

Broadwell-E

Piledriver

Kaby Lake

Anzahl Kerne / Threads

8 / 16

8 / 16

8 / 8

4 / 8

Basis- / Boost-Takt

3,6 / 4,0 GHz

3,2 / 3,7 GHz

4,0 / 4,3 GHz

4,0 / 4,5 GHz

Fertigungsprozess

14 Nanometer

32 Nanometer

14 Nanometer

Sockel

AM4

FCLGA2011-3

AM3+

FCLGA1151

TDP (maximale Verlustleistung)

95 Watt

140 Watt

125 Watt

91 Watt

freier Multiplikator

ja

Preis (Straßenpreis vom 03. März 2017)

559 Euro

1105 Euro

171 Euro

360 Euro

So schnell ist der AMD Ryzen 7 1800X in Spielen

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Bei der Spieleleistung liegt die Ryzen-CPU vor allem in Ultra-HD meist gleichauf mit den beiden Intel-Konkurrenten. Doch in Full-HD liegt der AMD-Prozessor tatsächlich in zwei Spielen hinter den beiden Kontrahenten. Laut AMD liegt das vor allem daran, dass die Spieleentwickler bisher nur wenig Zeit hatten, um ihre Games auf die neuen Rechenchips zu optimieren. Im Übrigen empfiehlt AMD bisher, den PC unter den Energieoptionen auf “Höchstleistung” zu stellen, da die integrierte SenseMI-Technik die Leistung etwas einschränken könnte. Des Weiteren soll die Deaktivierung von SMT einen Performance-Schub von fünf bis zehn Prozent bringen, was wir in unseren Tests allerdings nicht messen konnten. Dennoch ist die 3D-Leistung ohne weiteres vergleichbar mit den Top-CPUs von Intel.

Synthetik-Benchmarks

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Bei den synthetischen Benchmarks liegt der 1800X im Fire Strike von 3D Mark über 1000 Punkte hinter den günstigeren Intel-CPUs. Auch in Sachen Single-Core-Leistung unter Cinebench muss sich der Top-Ryzen geschlagen geben. Doch bei den restlichen Benchmarks, die eine flotte CPU voraussetzen, kann der 1800X die Konkurrenz in die Schranken verweisen – und zwar mehr als deutlich! Vor allem die Multi-Core-Performance ist hervorragend und ein klarer Bestwert!

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Temperatur und Leistungsaufnahme

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Die von uns gemessenen Temperaturwerte des Ryzen-Prozessors haben wir mit Hilfe der oben erwähnten Luftkühlung von Noctua erhoben, die Werte der Intel-Modelle stammen von einer All-in-One-Wasserkühlung – ein Vergleich ist hier also unfair, weshalb wir das an dieser Stelle natürlich ausdrücklich erwähnen. Dennoch können sich die Ergebnisse selbst beim Luftkühler definitiv sehen lassen: Unter Last klettert die Temperatur lediglich auf 72 Grad Celsius! Damit wird AMD auch endlich den Ruf eines Hitzkopfes los. Die Leistungsaufnahme der gesamten Testplattform ist etwas höher als bei den Intel-CPUs, aber nicht dramatisch. Auch hier wird AMD seinen Ruf als Stromfresser los.

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Mit dem Tool “AMD Ryzen Master” stellt der Chip-Hersteller im Übrigen eine gratis Übertaktungs-Software für Ryzen-CPUs zur Verfügung, um die Leistung der Rechenchips noch weiter anzuheben. Aus Zeitgründen konnten wir das Programm aber noch nicht ausführlich testen.

GESAMTWERTUNG: AMD Ryzen 7 1800X

Testkategorien 100%

Anwendung

Ergebnisse

Durchschnittliche Punktzahl

Gesamtpunkte

Spieleleistung 60 %

Rise of the Tomb Raider: Durchschnittliche Bildrate in 1920 x 1080 Pixel

122

82

1.312

Rise of the Tomb Raider: Durchschnittliche Bildrate in 3480 x 2160 Pixel

53

Witcher 3 – Wild Hunt: Durchschnittliche Bildrate in 1920 x 1080 Pixel

116

Witcher 3 – Wild Hunt: Durchschnittliche Bildrate in 3480 x 2160 Pixel

49

GTA 5: Durchschnittliche Bildrate in 1920 x 1080 Pixel

103

GTA 5: Durchschnittliche Bildrate in 3480 x 2160 Pixel

50

Benchmarks 40 %

3D Mark: Fire Strike (Gesamtpunktzahl)

16.517

3.157

Cinebench: Alle Kerne (Punkte)

1.575

Cinebench: Einzelkern (Punkte)

148

SiSoftware Sandra 2016: Arithmetik (GOPS)

231,42

SiSoftware Sandra 2016: Multimedia (MPIX/s)

457,49

SiSoftware Sandra 2016: Kryptographie (GB/s)

13,68

Aufwertung/Abwertung

keine

Preis (UVP)

559 Euro

CPU-Betriebstemperaturen

AMD Ryzen 7 1800X

Intel Core i7-7700K (wassergekühlt)

Intel Core i7-6700K (wassergekühlt)

Temperatur: Last

72 Grad Celsius

57 Grad Celsius

66 Grad Celsius

Temperatur: Leerlauf

44 Grad Celsius

27 Grad Celsius

28 Grad Celsius

Leistungsaufnahme

AMD Ryzen 7 1800X

Intel Core i7-7700K

Intel Core i7-6700K

Leistungsaufnahme Testplattform: Last

266 Watt

252 Watt

261 Watt

Leistungsaufnahme Testplattform: Leerlauf

47 Watt

44 Watt

46 Watt

Synthetische Benchmarks

AMD Ryzen 7 1800X

Intel Core i7-7700K

Intel Core i7-6700K

3D Mark: Fire Strike (Gesamtpunktzahl)

16.517

17.851

17.541

Cinebench: Alle Kerne (Punkte)

1.575

985

918

Cinebench: Einzelkern (Punkte)

148

197

181

SiSoftware Sandra 2016: Arithmetik (GOPS)

231,42

149,42

138,09

SiSoftware Sandra 2016: Multimedia (MPIX/s)

457,49

451,25

338,27

SiSoftware Sandra 2016: Kryptographie (GB/s)

13,68

9,24

8,70

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Autor: Friedrich Stiemer

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