40 Jahre Hughes & Kettner (2024)

„Technology of Tone“ made in Germany – Wenn ein Gast 40 Jahre lang in Erinnerung bleibt, dann muss sein Besuch etwas Besonderes gewesen sein. Entweder ist es seine Persönlichkeit, die sich einprägt, ein besonderer Anlass, oder das, was er mitbringt.

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Bernd Schneider ( † 2022) hatte einen Combo mitgebracht, den er dem Schreiber dieser Zeilen mit den Worten “ Ich muss dir mal was zeigen!“ vor die Füße stellte.

Ich kannte Bernd noch aus seiner Zeit bei Vintage Amps, einer kleinen Verstärkermanufaktur in der nahen Pfalz, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, dem damals populären Mesa Boogie Paroli zu bieten. Schon in jenen Jahren galt er in Gitarristenkreisen als genialer Kopf, wenn es um Röhren ging. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er sich dem schnell wachsenden Unternehmen der Stamer-Brüder angeschlossen und widmete sich dort der Entwicklung von Gitarrenverstärkern.

Da standen sie nun vor mir, ein Combo, wie ich ihn noch nie gesehen hatte, und Bernd, der nach einer Gitarre fragte. Ich spielte drei Töne auf meiner Strat und er unterbrach mich, drückte Knöpfe, zeigte, erklärte, forderte neue Töne und so ging es eine ganze Weile. Er nahm mich mit bis in die entlegensten Winkel seiner Schaltung, und das alles mit großem Enthusiasmus und einer fast schon kindlichen Begeisterung.

Und ich staunte und war tief beeindruckt – und völlig überfordert!

Alles, was ich hier sah und hörte, sprengte meine traditionelle Verstärkerwelt und war so neu, dass sich mir die Dimension dieser Entwicklung erst nach einer Weile erschloss. Es war ein Prototyp des AS 64, der die Zukunft des Gitarrenverstärkers nachhaltig beeinflussen sollte.

Vierzig Jahre später ist die Marke Hughes & Kettner neben HK Audio Teil der Stamer Gruppe, einem mittelständischen Unternehmen, das nicht nur unter Gitarristen weltweit den Ruf genießt, mit innovativen Ideen und Produkten Impulse zu setzen. Am Standort im saarländischen St. Wendel arbeiten derzeit 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der „Technology of Tone“, wie der Slogan der Firmenphilosophie lautet.

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Hughes & Kettner – in 40 Jahren zur weltweit anerkannten Marke

Geht man zurück zu den Wurzeln, dann steht am Anfang des Unternehmens, dem auch Hughes & Kettner entspringt, das eigentlich amerikanische Klischee einer Karriere vom Garagentüftler zum Weltkonzern. Mit dem Wachsen seiner Boxen- und Flightcase-Produktion zog Lothar Stamer in den frühen Achtzigerjahren von der heimischen Garage in das Gebäude einer ehemaligen Baufirma und schließlich in das nahe St. Wendel, wo das Unternehmen unter der Leitung der beiden Brüder Hans und Lothar Stamer auch heute noch beheimatet ist.

Endlich gab es Raum und Gelegenheit, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich mit innovativen Lautsprecherkonzepten von der Konkurrenz abzuheben. Hinzu kam eine neue Sparte, die einen Start ohne Denkschablonen und ohne Limits wagte und die Welt der Gitarrenverstärker mit teils revolutionären Entwicklungen prägen sollte. Dabei blieb bei allen Innovationen der ikonische Röhrensound in höchster Qualität die alles überspannende Richtschnur.

Für diese neuen Ansätze brauchte es Sichtbarkeit und einen Markennamen. Dass daraus schließlich Hughes & Kettner wurde, ist Stefan Fischer zu verdanken, dem kreativen Kopf, nicht nur in Sachen Marketing. Mit Hughes & Kettner standen der Marke ab diesem Zeitpunkt zwei virtuelle Protagonisten vor, der ambitionierte und anspruchsvolle Gitarrist Mr. Hughes und Herr Kettner, der zukunftsorientierte deutsche Ingenieur, die zusammen die Firmenphilosophie „Technology of Tone“ verkörpern.

Hughes & Kettner – 40 Jahre Verstärker-Geschichte

Das erste Produkt der neuen Marke ist 1984 allerdings kein Gitarrenverstärker, sondern eine Lautsprecherbox. Als komplette Neuentwicklung markiert die QX4 auch den Anspruch der Macher: Das Hughes & Kettner-Logo soll nicht nur als Trademark dienen, sondern auch als Label für eine innovative, kreative und musikerorientierte Technologie stehen.

Diesen Anspruch überflügelt der erste Gitarrenverstärker mit dem handgeschriebenen Logo meilenweit: Der AS64 sorgt bei seinem Erscheinen 1985 für ein Beben im Musikmarkt und wird zur Blaupause für die weitere Entwicklung des modernen Gitarrenverstärkers. Und so lesen sich die Daten des ersten voll programmierbaren Combos auch nach 40 Jahren noch beeindruckend aktuell: Stereo mit 2 x 80 Watt, 64 Preset-Speicherplätze, Tipptaster statt Potis, ein Röhren- und zwei Transistorkanäle, drei Stereo-Einschleifwege, Chorus, Delay, Noisegate und vieles mehr. Ein Geniestreich!

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Die 1987 vorgestellte Cream Machine entstammt einer Idee von Jürgen Rath († 2016), die Bernd Schneider zur Serienreife weiterentwickelt. Und die damalige Herausforderung ist tatsächlich auch heute noch aktuell: authentische Endstufenzerre- und Sättigung auch bei kleinstmöglicher Lautstärke. Dass Hughes & Kettner dieser Vorreiterrolle ebenfalls gerecht wird, zeigt der Nachwuchs der Cream Machine, der als Crunch Master, Metal Master, Bass Master und CF-100 Endstufe Karriere macht.

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1988 erblickt die ATS-Verstärkerserie das Bühnenlicht und markiert ebenfalls eine Innovation: Die mit Röhrenvorstufe und Halbleiter-Endstufen ausgestatteten Amps sind die ersten Hybrid-Verstärker auf dem Markt.

Klein, rot und in jedem Gigbag zu Hause: Mit der Red Box landet Hughes & Kettner 1989 einen absoluten Hit. Der kleine Kasten im Pedalformat ist nichts weniger als der erste Gitarren-Lautsprechersimulator überhaupt und bietet die Möglichkeit, den Verstärker direkt mit dem Pult zu verbinden, ohne Box und ohne Mikrofone. Bis heute ist die Red Box ein Dauerbrenner, mittlerweile in der 5. Generation.

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Als erster Bass-Preamp erweitert 1989 der Fortress das Portfolio und gewann Legenden wie Jack Bruce als Fans.

1991 wandert mit dem röhrenbestückten Tubeman der Hughes & Kettner-Sound in ein Pedal. Drei Kanäle und vor dem Amp genau so zu Hause wie über die integrierte Red Box am Pult oder dem Recording-Interface ist der Tubeman auch heute noch ein häufiger Begleiter vieler Gitarristen. 1992 gesellt sich mit dem Tubeman + eine Rackversion zum gleichnamigen Pedal und 1998 präsentiert sich der Tubeman MKII als Update der ersten Ausgabe.

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Ebenfalls 1991 bekommt auch eine weitere Ikone ein neues Zuhause: Die weiterentwickelte AS64-Technologie kann im Access ihre Trümpfe ausspielen. Das 19“ Gehäuse beherbergt eine voll programmierbare dreikanalige Röhrenvorstufe mit 128 Speicherplätzen und MIDI-Looper und kann mit der VS250 Stereo-Endstufe komplettiert werden, in der nicht weniger als acht EL84 ihren Dienst tun. Bassisten freuen sich 1994 über eine Erweiterung des Angebots, und die hat es in sich: Der Bassbase 600 liefert satte 1000 Watt RMS, besitzt eine zweikanalige Röhrenvorstufe und setzt mit diversen neuartigen Features auch im Frequenzkeller Maßstäbe.

Bescheidenheit sieht anders aus! Der Triamp sorgt 1995 in allen Bereichen für Superlativen: 13 Röhren, sechs Kanäle, und das Ganze verteilt auf drei unabhängige Verstärkereinheiten. Der Triamp beherrscht jeden erdenklichen Sound und ist Platzhirsch in jedem Genre. In der zweiten Version ist er als Triamp MKII im Jahr 2002 nicht nur ein Update des 1995er Boliden, sondern mit seinem blau leuchtenden Design auch ein visuelles Meisterwerk, das auf jeder Bühne zum Blickfang gerät. 2015 schließlich erscheint mit dem Triamp Mark III die dritte Auflage des Klassikers mit diversen Updates.

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Die Tube-Serie bietet 1997 nach eigenen Worten Premium-Qualität zum erschwinglichen Preis. Der Tube 100 wartet als erster Amp mit getrennten Reglern für die Ausgangslautstärke und die Röhrensättigung auf.

Ebenfalls 1997 wagt man sich in eine ganz neue Ecke der Soundgestaltung, und auch das mit Erfolg: Der röhrenbestückte Tube Rotosphere im Pedalformat generiert den Klang rotierender Lautsprecher, wie man ihn vom legendären Leslie-Cabinet kennt, und das verblüffend authentisch.

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1998 ist das Jahr der Edition-Serie. Edition One, Edition Surf, Edition Blonde und Edition Silver zählen zu den erfolgreichsten Transistorverstärker-Serien weltweit und mit dem Replex erscheint ein Digital-Delay im Pedalformat, das sich dem Sound klassischer Bandechos verschrieben hat.

Der Zentera ist 2000 nicht nur der Amp der Jahrtausendwende, sondern entspringt auch einer für Hughes & Kettner eher ungewohnten Vorgehensweise. Modeling ist die Technologie, die sich anschickt, die Welt der Gitarrenverstärker nachhaltig zu verändern, und man beschließt, auf diesen Trend aufzuspringen. Wie von Hughes & Kettner fast schon erwartet, ist das Ergebnis alles andere als ein weiterer Amp im wachsenden Markt der virtuellen Klangerzeugung. Mit seinen Features gilt der Zentera auch 25 Jahre später noch als wegweisend für die weitere Entwicklung dieser Technologie.

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2006 ist es der Switchblade, der als weltweit erster voll programmierbarer analoger Röhrenverstärker Maßstäbe setzt. Seine Regler unterteilen ihren Weg in 256 Schritte, die gespeichert und jederzeit auf Knopfdruck abgerufen werden können. Zusammen mit dem dazugehörenden MIDI-Fußboard sind Kanäle und die auf 128 Speicherplätzen abgelegten Sounds und Effekte nur einen Schritt entfernt.

Der Coreblade bedient sich 2009 der Technik des Switchblade, bietet aber erstmals einen USB-Anschluss, der es ermöglicht, alle Einstellungen auf einem Stick zu konservieren. Und die brandneue TSM-Technologie sorgt sich nicht nur um das Einmessen im laufenden Betrieb, sondern auch dafür, dass bei einem Ausfall die verbleibenden Röhren die Show am Laufen halten.

2011 erscheint der Tubemeister, ein Vollröhrenamp mit integrierter Red Box, der auf der Bühne, im Studio und mit seinem Power Soak bei Bedarf auch in schlaflosen Nächten zur Hand ist.

Der Grandmeister greift 2013 auf die Features des Tubemeisters zurück, setzt aber mit seiner Konnektivität Maßstäbe. Seine Einstellungen lassen sich als Presets speichern und er ist per MIDI, Expression-Pedal oder iPad steuerbar.

2016 feiern mit Tubemeister und Grandmeister zwei weitere populäre Protagonisten der Hughes & Kettner-Geschichte ihr Comeback in der Deluxe-Serie.

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Era 1 und Era 2 heißen die beiden brandneuen Akustikverstärker, die 2017 vorgestellt werden. Zwei Combos mit 250 und 400 Watt und umfangreicher Ausstattung, die in Zusammenarbeit mit dem Designer Michael Eisenmann konzipiert und in Deutschland gebaut werden.

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Hughes&Kettner ERA 1 Wood

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Hughes&Kettner ERA 2 Wood

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Der Black Spirit erscheint 2018 als Topteil und als Pedaleinheit, beide mit einer 200 Watt Endstufe, vier Kanälen, einer Effektsektion, integrierter Red Box und vielen weiteren Features. Dazu das Versprechen eines hochwertigen analogen Röhrensounds auch ohne Röhren.

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Hughes&Kettner Black Spirit 200 Head

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Hughes&Kettner Black Spirit 200 Floor

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Den vorläufigen Schlusspunkt der Hughes & Kettner Historie setzt der Stompman, ein einkanaliger Pedal-Amp mit der Spirit-Technologie für authentische Röhrensounds und einer 50-Watt-Endstufe. Letztere bringt auch der Ampman mit, der als Ampman Modern und Ampman Classic mit zwei Kanälen und einer umfangreichen Ausstattung für große Flexibilität steht.

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Hughes&Kettner Spirit AmpMan Classic

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Hughes&Kettner StompMan

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40 Jahre und kein bisschen müde

Auch wenn die Geschicke des Unternehmens nach und nach in die Hände der jüngeren Generation übergehen, ist die Geschichte von Hughes & Kettner auch nach 40 Jahren noch lange nicht zu Ende erzählt. An der Philosophie der Marke hat sich nichts geändert und nach wie vor gibt die „Technology of Tone“ den Weg vor. Erlebt man den Enthusiasmus und die Lust der Mitarbeiter, mit neuen Produkten nicht nur die eigene, sondern auch die Geschichte des Gitarrenverstärkers fortzuschreiben, steht der Marke eine aufregende Zukunft bevor. Wir sind gespannt.

https://hughes-and-kettner.com

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